• 08

    Winter gibt es überall, wenn auch in verschiedenen Formen. Doch wohl kaum in einer anderen Stadt ist das Leben in den kalten Jahreszeiten so anders im Vergleich zu den wärmeren. Berlin wird im Winter ist ähnlich wie die Bäume an den Straßenrändern oder Parks leblos und blass. Vor 2 Monaten hat man noch den den letzten Sonnenplatz am See gesucht und plötzlich sitzen die gleichen Leute um 19 Uhr an einem Samstag zu Hause und trinken Tee während es draußen von Tag zu Tag grauer wird. Das Leben vor Cafés und Bars ist wie ausgelöscht und man fragt sich wo die mittlerweile fast 4 Millionen Menschen Berlins hin sind. In der Vergangenheit bin ich im Winter ausnahmslos in ein Loch gefallen. Und am Boden des Loches findet sich eine Mischung aus Trauer und Langeweile und mittendrin saß ich. Jahr für Jahr, doch warum? So grau und kalt Berlin im Winter sein mag, vielleicht genießen wir ihn alle mehr wenn wir uns mit der Idee, langsamer und behüteter zu leben anfreunden. Statt den Tage langen und belanglosen Besäufnissen setzen wir uns mit unseren engsten Freunden zusammen und machen die Dinge wofür das Wetter zu gut wäre im Sommer. Von Dinner Parties zu Theaterbesuchen oder einfach einer Tasse Kaffee in einem überteuerten Prenzlauer Berger Café, vielleicht versuchen wir alle nicht in der Trauer des Winters zu versacken sondern den Winter mindestens genauso schön wenn auch anders zu gestalten als den Sommer. Ich hasse Berlin im Winter aber auch der Winter hat Liebe verdient. 

  • 07

    An grauen verregneten Tagen schmeckt die Kippe auf dem Balkon nach ich muss aufhören zu daten. Die Blätter der Hauptstadt färben sich gelb-orange und fallen langsam zu Boden und ich bin genau da wo ich war als sie gerade zum ersten Mal aufblühten. Zwischen Situationships und emotionaler Unverfügbarkeit bin ich verwirrter denn je. Tagen ziehen an mir vorbei wie andere Nasen von ihrem kaputten Iphone im Humboldthain und während die Zeit rennt bleib ich einfach stehen. Vielleicht stehe ich eines Tages auf und hab die Lösung zu all meinen Problemen doch bis dahin bin ich gefangen zwischen Bier, Kippen und Menschenmengen. Zeit für sich selber scheint mir gerade wichtiger denn je und doch nehme ich sie mir nicht und mache genauso weiter. Es wird Herbst und ähnlich wie die Blumen und Bäume in den Berliner Parks gehe ich langsam kaputt bereit für einen Winterschlaf. Berliner hassen den Winter und an den manchen Tagen auch sich selbst, also nehmt euch die Zeit und Ruhe die ihr braucht. 

  • 06

    Berlin vermisst du erst wenn du weg bist davon. Von all dem Schutz und Dreck. Die Raucherkneipen fehlen erst wenn man sie nicht mehr hat. Es ist schön Essen zu seinem Bier serviert zu bekommen aber eine dabei rauchen zu können ist besser als jeder Burger es je sein könnte. Die Frage ob du eine ziehen möchtest fehlt auch nur wenn niemand fragt. Man würde denken im Urlaub ist es umso einfacher neue Menschen kennenzulernen aber manchmal tuen es die Menschen die man kennt auch. Ab und zu vermisst man sie auch obwohl man sie kaum kennt. Daten im Ausland ist eh ein Krampf und wenn die Herzensdame eh in der Heimat ist braucht man sich zum Glück keine Gedanken darum machen. Man weiß nur wodran man ist wenn man es hat deswegen schätzt, die Zeit mit den liebsten Mitmenschen zu verbringen. Am Ende des Tages hasst Berlin dich aber du vermisst es wenn es nicht mehr da ist. 

  • 05

    In Deutschlands größter Stadt sind die langen Nächte meist die einsamsten. Die Stadt der Liebe und Sex ist die Währung. Nach dem One-Night Stand wird man zurück in seine eigne traurige Realität gezogen. Nach Monaten, wenn nicht Jahren, liebloser Beziehungen liegt man alleine im Bett und fragt sich, wieso man all diese Sachen getan hat. Und doch ist Liebe überall in Berlin, nur niemand findet sie. Mitten in dem Meer der Einsamkeit bist du in deiner polyamorösen Beziehung mit Menschen, die gar nicht wissen, was Liebe ist. Beim Dating in Berlin wirst du aufgefressen und als lieblose Leiche wieder ausgespuckt. Langsam aber sicher gehen wir kaputt an den Menschen um uns rum. Wir sind, womit wir uns umgeben und in Berlin umgibt man sich leider meistens mit den falschen Menschen. Vielleicht löschen wir einfach die Datingapps und die endlosen Gesichter der Menschen auf der Straße sehen nicht mehr so vertraut aus und wir blicken mit anderen Augen auf die Welt. Berlin hasst dich, aber du kannst es zu lieben lernen.

  • 04

    Alles was nicht bei drei auf dem Baum ist wird in Berlin gezogen. In der Hauptstadt wird Konsum groß geschrieben. Der Gang auf die Toilette in einer hippen Bar deiner Wahl wird in der Regel mit einem direkten Angebot der neusten Modedroge begleitet. Du hast Druck auf der Blase und aus dem nix stehen drei zwielichtige Gestalten neben dir und teilen ihre erste aber definitiv nicht letzte Line des Abends. Dealer sind nur so gut wie ihre schlechtesten Kunde. Zum Glück ist hier Verlass, dass auch gutbürgerliche CDU-Wähler sich ab und an mal das Näschen pudern. Aber ich weiß doch, du ziehst nicht aber alle deine Freunde halt schon und das färbt ab. Trotz des Norddeutschen Flachlandes gibt es genug „Skilehrer“ hier die dir als Anfänger die schwarze Piste des Drogenkonsums lehren wollen. Auch Alkohol ist natürlich beliebt, wenn nicht sogar beliebter als alle andere Konsummittel. Gerade im Sommer hat jeder spätestens nach dem Mittagessen ein Hopfenmischgetränk in der Hand und zieht damit in den nächsten Park. Aber Alkohol ist zum Glück ja keine Droge, was eventuell die einzige Meinung ist die Berliner und Bayern teilen. Besser als die Zigarette im Vollsuff ist aber natürlich eine Line um wieder klar zu kommen. Dann schmeckt die Kippe auch umso besser. Bei all dem Spaß und meiner allgegenwärtigen Ironie, das Konsumverhalten von uns allen ist schädlich egal wer, was und wieviel konsumiert wird. Ich weiß es will keiner hören aber passt auf euch und eure Mitmenschen auf. Denn am Ende des Tages hasst Berlin dich, aber nicht so sehr wie du dich selber am Morgen danach. 

  • 03

    Dating in Berlin bringt das schlechteste in Menschen hervor. Wenn dein Hinge Date auf Klo verschwindet sei nicht überrascht wenn entweder die neuste Designerdroge gezogen wird oder du nach einer halben Stunde ihn auf Klo in seinem eignen Erbrochenen liegen siehst. Hauptberuflich daten ist ebenfalls im Trend, denn trotz der Aussage, dass die Musikkarriere kurz davor ist durch die Decke zu gehen schaust du Monate später an der Kasse bei einem Supermarkt deiner Wahl in das selbe Gesicht wie an dem Abend den du eigentlich vergessen wolltest. Von Erfolgsgeschichten aus dem Liebesleben der Freunden hört man genauso oft wie man sie selbst erlebt hat, vermutlich gar nicht. Eben habt ihr euch noch leicht angetrunken in einer versifften Raucherbar eine Kippe geteilt und plötzlich seid ihr euch fremd. Leicht verliebt, nicht in dein Date sondern in den Moment, rufst du vielleicht noch “schreib mir wenn du zuhause bist” deinem fliehenden Lover hinterher aber sehen oder schreiben werdet ihr nie wieder. Statistisch gesehen laufen wir 6 mal in unserem Leben an einem Serienmörder vorbei, ich bin überzeugt davon, dass ich durch meine Ausflüge in die Datingszene in Berlin schon mit allen 6 die ich in meinem Leben sehen sollte schon auf Dates war. Berlin hasst dich, aber nicht mehr als dein letztes Bumbledate dich hasst. 

  • 02

    Berlin hasst dich und ich hasse Informatiker. Die „Party“ der FUler am vergangenen Donnerstag hat mir das bestätigt was ich lange vermutet habe: Die Menschen die hinter meinen Fehlerfolgen auf Datingapps zuständig sind, sind selber alles keine sozialen Schmetterlinge. Als ich erwähnt habe, Philosophie studieren zu wollen habe ich mich unbewusster Weise auf einen Monolog eines vom Rausch mitgenommenen Data Science Studenten eingelassen. Ich solle doch etwas vernünftiges machen, Philosophie und deutsche Literatur braucht eh niemand und Journalismus stirbt eh. Und sowas kommt von jemandem dessen Job es irgendwann sein wird, Zahlen zu analysieren und ihnen eine Bedeutung zu geben. Das letzte Mal, dass ich mich mit diesem Publikum umgeben habe war es unfreiwillig auf einer Geburtstagsfeier wo im Verlauf des Abends, bis auf den klassischen Ausflug ins Thema der Männlichkeit, hauptsächlich Vorlesungen und Seminare besprochen wurden. Als dann einer der begabten Zahlenflüstern sein Laptop rausholte um an seinem „Projekt“ zu arbeiten war meine Meinung gegenüber dem bizarren Volk der Informatiker endgültig. Dennoch verschlug es mich zu einer ihrer Feiern. Mein Fazit des Abends: Informatiker werfen gute Partys solange sie selbst am wenigsten vertreten sind. Berlin hasst dich, ganz besonders wenn du Informatik studierst. 

  • 01

    Zwischen Raucherbars und Straßenfesten sind fast 4 Millionen Menschen die dich alle hassen. Ob es die abendliche Begegnung mit dem Jugendlichen im  Vollrausch ist oder ein 60-Jähriger der dir wegen deinem kurzen Rockauf dem dem Heimweg hinterher ruft. Berlin ist die einzige Stadt wo deine Freunde nicht schockiert sind zu hören, dass dein Hinge Date dir erzählt hat sie hat Heroin geraucht. Ich selber bin natürlich keine Ausnahme, vom Tramstationkotzen bis zur leichten Psychose vom besten Berliner Gras habe ich schon alles mitgemacht. Wenn die Stimmen lauter werden setz dich Nachts in die U8 und sie werden materialisiert. In der ach-so-linken-Metropole sind Nazis natürlich auch keine Ausnahme, erst neulich habe ich in meiner Giftausschenke des Vertrauens am Nebentisch überhört wie Anfang/ Mitte 20-Jährige mit was sich zu vermuten lässt 17-Jährigen Mädchen nach dem Deutschlandspiel sich selbst als Rassisten gezeigt haben. Berlin, hier darf man noch Mensch sein. Berlin hasst dich, aber ich euch alle noch mehr.